{"id":212,"date":"2016-08-01T19:08:59","date_gmt":"2016-08-01T17:08:59","guid":{"rendered":"https:\/\/3schluessel.wordpress.com\/?p=212"},"modified":"2018-05-16T14:10:21","modified_gmt":"2018-05-16T14:10:21","slug":"212","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.3-schluessel.org\/212\/","title":{"rendered":"Schkler, eine Handelsfamilie und ihr barockes Stadtsch\u00f6sschen"},"content":{"rendered":"\n
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Ludwig Leonhard Schkler (1738-1807) entstammt einer Regensburger Kaufmannsfamilie.<\/span><\/h1>\n

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Er genie\u00dft in den Niederlanden seine Ausbildung zum Ellenwarenh\u00e4ndler, wo er als 26j\u00e4hriger seine Initiation in der Amsterdamer Loge Virtutis et artis Amici (Freunde des Guten und des Sch\u00f6nen) erf\u00e4hrt.\u00a0 In seiner Heimatstadt l\u00e4sst er sich in der 1765 vom Erbprinz Carl Anselm von Thurn und Taxis gestifteten Loge St. Charles de la Constance annehmen und ist 1767 Mitbegr\u00fcnder und der erste Meister vom Stuhl der in deutscher Sprache arbeitenden, neugegr\u00fcndeten Loge Die Wachsende zu den 3 Schl\u00fcsseln, wo ihm auch das Amt des Gro\u00dfmeisters angetragen wird. Die Logengr\u00fcndung findet im Schklerschen Gartenhaus, an der Kumpfm\u00fchler Stra\u00dfe (im Bereich des heutigen Maria-Ward-Gymnasiums) statt. Als kleiner freimaurerischer Nachlass und aus der Feder dieses Freimaurer-Gro\u00dfmeisters findet sich in der Logenbibliothek ein Gesangbuch aus dem Jahre 1800.<\/span><\/p>\n

In der zweiten H\u00e4lfte des 18. Jh. gab es zur Freimaurerei aber auch konkurrierende Gesellschaften. So ist Schkler in dem 1787 gegr\u00fcndeten Orden der wahren Patrioten und der wahren Menschenfreunde Mitglied unter dem Namen Ludwig der 1ste.<\/span><\/p>\n

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\"B8.1\"Mit dem Namen Schkler verbindet sich eine bauliche Rarit\u00e4t Bayerns<\/b>. Vater Leonhard Balthasar Schkler (1738-1807), ein hochgeachteter Handelsmann erwirbt 1758 das Anwesen in der heute bezeichneten Weitholdstr 6, baut es um und ist Bauherr eines originellen architektonischen Konzepts. Wie erst 2010 mit einer viel zu eilig gebotenen restauratorischen Befund\u00adunter\u00adsuchung aufgedeckt, werden hier h\u00f6chst repr\u00e4sentative Bauk\u00f6rper und Architekturmalerei mit rosenkreuzer-freimaurerischen Motiven festgestellt: illusionistische Fenster, Scheinarchitektur, mythologische Gestalten (Hermes), Symbole, desweiteren in Secco-Technik ausgef\u00fchrte umlaufende Spaliermalerei. In diesen R\u00e4umen m\u00fcssen wohl \u00fcber viele Jahre die Logenarbeiten abgehalten worden sein, und zwar nach einem System, wie Sohn Ludwig dieses in den Niederlanden kennen gelernt hat, d.h. ein freimaurerisches Hochgradsystem mit rosenkreuzerischem Einschlag franz\u00f6sischer Art.<\/span><\/p>\n

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Dieses barocke Stadtschl\u00f6sschen also, mit dem im Norden dreiseitig aus der Gartenfassade hervorspringenden 8-eckigen Turm [Bild 12], darf ruhig als<\/span><\/p>\n

\"Schkler,
Schkler, eine Handelsfamilie und ihr barockes Stadtsch\u00f6sschen im 18. Jh.<\/span><\/figcaption><\/figure>\n

das einzige erhaltene Logengeb\u00e4ude des 18. Jh. in Bayern angesehen werden. Leider sind bei der Abwicklung der Baugenehmigung, im Zusammenhang mit einem Eigent\u00fcmer\u00adwechsel, weder die Freimaurer der Stadt noch offensichtlich die Altstadtfreunde mit herangezogen worden. Auf Umweg, viel zu sp\u00e4t, hat der Bayerische Rundfunk die Loge zu Einzelheiten befragen wollen. Umsonst.<\/span><\/p>\n

Die Loge bedankt sich aber bei dem Kirchenmaler und Restaurator Andreas Richter, Regenstauf, au\u00dferordentlich daf\u00fcr, dass nun die Logenbr\u00fcder anhand des ad acta gelegten und ihr \u00fcberlassenen Gutachtens sich ein genaueres Bild \u00fcber die Situation der Freimaurerei vor 250 Jahren machen k\u00f6nnen. Die ergiebigen Archivalienrecherche betrieb gleichzeitig Dr. Eugen Trapp der st\u00e4dtischen Denkmalpflege. Architekt Gotthard Graf von Montgelas konnte im obersten Geschoss des \u201eTurm zu Babel\u201c, einem Observatorium gleich, minuzi\u00f6s h\u00f6lzerne Bauteile zeichnerisch festhalten und farbige Textilreste sichern, die wohl einem gemalten Himmel galten.<\/span><\/p>\n

Mit diesem Architekturbau weist sich die Regensburger Freimaurerei ein zweites Mal in ihrer eigenen Art bauk\u00fcnstlerisch aus. Denn die sog. \u201eVilla Lauser\u201c, das ehem. Gartenpalais der Freiherren von Dittmer aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, auf dem Oberen W\u00f6hrd, Lieblstra\u00dfe 2, weist als Gesamtkunstwerk des Fr\u00fchklassizismus einen Seltenheitswert auf. Hier steht das Bildprogramm des Festsaals unter dem Aspekt eines \u201ememento mori\u201c und charakteresiert Vorstellungen der Freimaurerei.<\/span><\/p>\n

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Autor: Br.Hw<\/span><\/p>\n