Der Weg nach Walhalla (Jörg Traeger 1991)

Seite 205 – Die Utopie des Königs: 

Freimaurerei im Hintergrund (4.)

Der Freimaurer Goethe schildert In .Wilhelm Meisten, Lehrjahre“ (8. Buch, 5. Kapitel) einen mit Malereien und Kandelabern geschmückten „Saal der Vergangenheit“. Er enthält zwar keine Büstenreihen, sondern antike Sarkophage, stimmt aber ansonsten ikonologisch überraschend genau mit der Walhalla überein.

 

Der Weg nach Walhalla - Jörg Traeger 1991
„Der Weg nach Walhalla“ von Jörg Traeger
MZ Buchverlag, 1991, Leinen
ISBN: 3921114713

Die Lokalisierung der Walhalla gen Sonnenaufgang, die das Bauprogramm der Wanderschaft aus dem Alten Orient herleitete und den Aufenthalt der Seligen symbolisch mit dem Ursprung der Menschheit im Paradies gleichsetzte, war deckungsgleich mit der weißmarmornen Brüderlichkeit ihres Inhalts und mit der Sonnensymbolik der Freimaurerei. „Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht“, heißt es in Mozarts Freimaurer Oper „Die Zauberflöte“, gedichtet von dem aus Regensburg stammenden Emanuel Schikaneder.

Regensburg war eine Hochburg der deutschen Freimaurerei. Dies schlug sich im künstlerischen Bereich nieder. Der bedeutende Kaufmann Georg Friedrich Dittmer, seit 1781 Freimaurer und dem Illuminatenorden Adam Weishaupt näherstehend, errichtete 1775 sein Gartenpalais auf dem Oberen Wöhrd. Das Freskenprogramm im Festsaal verbindet die freimaurerische Vorstellung von Tod und Unsterblichkeit bzw von der fortschreitenden Vervollkommnung des Menschen. Der Park mit seinen z. T. exotischen Staffagebauten ist heute leider völlig heruntergekommen. Er stellt ein bedeutendes Zeugnis für die Frühgeschichte des Landschaftsgartens in Bayern dar. Auch Herigoyens Regensburger Bautätigkeit für den Fürstprimas Carl von Dalberg, der Freimaurer und Illuminat war, müßte unter diesem Gesichtspunkt einmal genauer untersucht werden. In die ersten Regierungsjahre Ludwigs l. fiel die Errichtung des „Tempels der Natur“ über der Tropfsteinhöhle des Schuler Lochs bei Kelheim durch den Regierungsrat Anton von Schmauß. An den Außenwänden des achteckigen Zentralbaus mit seinen gotisierenden Fenstern sind folgende Sentenzen zu lesen. ,,Weise, gute, alles belebende, alles erhaltende, allgemeine Natur“; ,,Mutter aller Wesen aus deinem Schooße stig Alles und Alles kehrt in selbem zurück“. 

Der Weg nach Walhalla - Jörg Traeger 1991
„Der Weg nach Walhalla“ von Jörg Traeger
MZ Buchverlag, 1991, Leinen
ISBN: 3921114713

Das Standbild der ägyptischen Göttin Isis in der spitzbogigen Nische über der Tür ist ein weiterer. unzweifelhafter Fingerzeig, daß hinter der eigentümlichen Anlage freimaurerische Naturideen standen.

Die an Klenzes Regensburger Schlitz-Görtz-Denkmal inschriftlich genannten Tugenden spielten im System der Freimauerei eine zentrale Rolle. Carl Anselm von Thurn und Taxis, der Schöpfer des Grüngürtels, in welchem das Denkmal 1824 aufgestellt worden ist, war seit 1762 Freimaurer. Er hatte in Regensburg die Loge „Charles de Ja Constance“ gegründet. Sein Sohn Carl Alexander (1770-1827). ebenfalls ein eifriger Freimaurer, war seit 1799 Großmeister der Regensburger Mutterloge „Die Wachsende zu den drei Schlüsseln“. In sie wurden als Ausdruck des Gleichheitsgedankens sogar mehrere seiner Angestellten, Diener und Lakaien als vollgültige Mitglieder aufgenommen. Carl Alexander war es, der Ludwig I. das Terrain für die Walhalla 1826 „zu Füßen“ gelegt hat.